Unterkirche Hallenberg

Hallenberg (51.108746 | 8.624826)

Weibliche Urkraft

Wallfahrtskirche Mariä Himmelsfahrt aus dem 12. Jahrhundert mit dem Gnadenbild ›Unsere liebe Frau von Merklinghausen‹.

Hallenberg, nur rund 4500 Einwohner, aber mit Stadtrecht, geschmiegt an die östlichen Ausläufer des Rothaargebirges. Im Laufe ihrer wechselhaften Geschichte immer wieder Zankapfel zwischen Fürsten und Bischöfen, heute noch Grenzstadt zu Hessen. Ich suche einen Geburtsort: den der Stadt selbst. Ich finde ihn überraschenderweise nicht in der prächtigen Pfarrkirche aus dem 13. Jahrhundert, die das Zentrum von Hallenberg dominiert. Sondern unten, am südöstlichen Ausgang der Stadt, direkt neben der vielbefahrenen Bundesstraße.





Lächende Mutter Gottes mit dem Jesuskind in der Unterkirche Hallenberg

Dort steht die viel kleinere Kirche Mariä Himmelfahrt. Die Hallenberger nennen sie „die Unterkirche“. Als ich eintrete und die niedrige Holztür hinter mir schließe, verstummt auf einen Schlag der Autolärm. Auch die Sonne scheint draußen bleiben zu sollen. Angenehme Kühle und dämmeriges Licht umfangen mich. Die Fenster sind winzig. Langsam gewöhnen sich die Augen. An den Wänden und im Deckengewölbe werden erdfarbene Fresken sichtbar; sie konnten nur zum Teil restauriert werden. Sie sind der wesentliche Schmuck der Unterkirche. Sie wirkt heimelig, vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit, nicht wie andere Sakralbauten, die die Gläubigen Ehrfurcht lehren sollen, sie aber auch einschüchtern: Hier bist du, sterbliches Menschlein, nichtswürdig und klein! Unter der niedrigen Decke und zwischen den massiven Rundbögen fühle ich mich beschützt. Die Kirche hat tatsächlich etwas Mütterliches.





Kirche Hallenberg Wandmalerei

Ihr ältester Teil wurde vor mehr als 1000 Jahren gebaut. Barocker Prunk fehlt völlig. Mein Blick wird magisch von der Marienstatue hinter dem Altar angezogen. Sie trägt einen purpurnen Umhang und ein diamantenbesetztes Kreuz. Schutz und Fülle. Sie sitzt, nur 63 cm hoch und beherrscht dennoch den ganzen Raum. „Unsere liebe Frau von Merklinghausen“ hat eine andere Ausstrahlung, als ich von Madonnen gewohnt bin. Die meisten blicken neutral oder ernst. Diese lächelt. Das göttliche Kind auf ihrem Arm wirkt ebenfalls still vergnügt. Seit hunderten von Jahren wird die Statue angebetet, hunderte von Wallfahrern lockt ihr Lächeln alljährlich im August an. Sie bitten um Trost, Schutz, Vergebung. Heilungen sind überliefert, wenn auch nicht bewiesen. Im Leben der Stadt hat die Kirche ihren festen Platz, bei Stadtführungen ist sie eine der Attraktionen. Meine ortskundige Führerin Edeltraud Müller sagt, die Hallenberger seien besonders gebefreudig, wenn zu Spenden für die Unterkirche aufgerufen werde.

Bei einer Begehung, als es darum ging, die spirituellen Qualitäten der Kirche zu erspüren, hatten die Teilnehmenden, so wollte es die Methode, ihren Gedanken freien Lauf gelassen. Einige hatten zur Kirche auch Assoziationen von weiblicher Kraft und Gebären, von Uterus und Schoß. Ich frage Frau Müller, ob sie eine solche Assoziation nicht befremde – eine Kirche als Gebärmutter? Sie schmunzelt, überlegt eine Weile. Dann sagt sie: „Es stimmt ja: Das ist ein Geburtsort. Wo die Kirche steht, gab es einst das Dorf Merklinghausen. Das ist wüst gefallen, sprich aufgegeben worden. Von ihm blieb nur die Kirche, und sie wurde zum Ursprung von Hallenberg.

Autor: Michael Gleich

Unter der niedrigen Decke und zwischen den massiven Rundbögen fühle ich mich beschützt. Die Kirche hat tatsächlich etwas Mütterliches.

Michael Gleich

Die Unterkirche Hallenberg erreichen Sie am besten vom:

Start Wanderparkplatz Heinrich-Hugo-Platz in Hallenberg.

Weitere Infos erhalten Sie über die Tourist-Information Winterberg: Tel: 029 81 - 92 50 0, E-Mail: hallenberg@winterberg.de





Heidkopfturm
H5 - Hallenberger Grenzweg
Schwierigkeit: Mittel | Strecke: 14.6km | Dauer: 4:50h | Aufstieg: 355m | Abstieg: 355m
Weiterlesen

Bitte beachten Sie, dass nach der Aktivierung Daten an den jeweiligen Anbieter übermittelt werden.