Medebach

Bollerberg, Kahler Asten, Schlossberg und Langenberg - die höchsten Gipfel Westfalens stehen im Westen als Bollwerk gegen die heranziehenden Wolken. Von ihnen geschützt ist die Medebacher Bucht der wärmste und trockenste Winkel des Sauerlandes mit vielen Besonderheiten aus Biologie und Geologie.

Medebach - Der Sonnengarten des Sauerlandes 

Wiesenhügel, Baumgruppen, Bergsilhouetten am Horizont - die Medebacher Bucht liegt uns wie eine hellgrüne Wieseninsel im dunkelgrünen Waldmeer zu Füßen. 





Blick vom Opolt, einem Aussichtspunkt mit einem großen Kreuz

Über einen Wiesenpfad steigen wir hinauf zum Opolt, dem Aussichtspunkt mit einem großen Kreuz und einem schönen Blick über Dreislar. Wir sind auf der Suche nach den schönsten Blicken in die Medebacher Bucht, jenem weiten Talkessel ganz im Osten des Sauerlandes an der Grenze zu Hessen. Die höchsten Berge Westfalens halten im Westen die Wolken auf. Die Sonne bricht immer wieder durch sie hindurch. Mal ist das Licht nordisch-dramatisch und wenige Augenblicke später italienisch weich. Das macht für mich als Fotografen den Reiz der Toskana des Sauerlandes aus.

Alfred Isken, mein Wanderführer auf dem Orketalrundweg, und ich betätigen uns als Spurenleser. Spuren, das sind die neuen Rundwanderwege im Sauerland. Es gibt Rothaarsteig-Spuren - Rundwanderwege am Rothaarsteig – Sauerland-Spuren und Höhenflug-Spuren. Unser Orketalrundweg ist eine 16 km lange Schleife am Sauerland-Höhenflug durch die Medebacher Dörfer Medelon, Berge und Dreislar. Ab und zu klebt Alfred Isken ein blaues H an einen Baum. Er ist einer von hunderten ehrenamtlichen Wegemarkierern des Sauerländischen Gebirgsvereins e.V. (SGV). Kurz vor dem Aussichtspunkt führt unser schmaler Wanderpfad durch dichtes Unterholz. Alfred Isken hat eine Astschere dabei, um vorwitzig in den Weg wuchernde Brombeerranken zu stutzen. Auch das gehört zu seinen Aufgaben. Ich hingegen freue mich über Brombeeren, Himbeeren und Blaubeeren am Wegesrand als Ergänzung zur Marschverpflegung.





Ein hundert Jahre altes Waffeleisen

Apropos Verpflegung: In Berge vor der Kirche steigt uns ein verführerischer Duft in die Nase: frische Waffeln und dabei ist kein Gasthaus in Sicht. Zwischen Scheune und Stall hat Judith Sauerwald einen alten Holzofen aufgestellt und schwenkt auf ihm ein Waffeleisen, das schon über hundert Jahre alt ist. Kommt ein Wanderer oder eine Wanderin vorbei, sind sie herzlich eingeladen. Vor allem über Kinder als Gäste freut sie sich.

Gemeinsam mit ihrem Mann Stefan baut Judith Sauerwald ein altes Sauerländer Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert zu einer Erlebnisscheune aus. „Bewegliche Hände sind ein Zeichen für einen beweglichen Geist. Was man mal selbst gemacht hat, behält man besser, als wenn man es nur gelesen hat,“ erklärt Stefan Sauerwald, der Schreiner des Dorfes, das Motto des Ehepaars. Grünholzschnitzen, Filzen am Fluss, Kochen am Lagerfeuer, Übernachtung im Stroh, Tiertafeln aussägen, Kerzen gießen - das ist nur eine kleine Auswahl der hier angebotenen Themen. Das Wichtigste aber - gerade für Kinder aus der Stadt - ist die Begegnung mit den ganz normalen Nutztieren - nicht aus der Ferne über einen Zaun, sondern zum echten (Be)greifen. „Alles rund ums Wachsen, Natur und Tiere, ist unser Thema. Wenn ein Kind direkt vor einer Kuh steht, sie riecht und wenn dann vielleicht noch die Zunge herauskommt und dem Kind über die Hand schleckt, wie groß die Augen dann werden, das ist einfach toll anzuschauen,“ erzählt Judith Sauerwald.





Nahaufnahme des Baches Orke bei Medelon

Auf der Suche nach den Besonderheiten der Medebacher Bucht führt mich mein Weg weiter nach Düdinghausen. Dass es in einem besonders warmen Teil des Sauerlandes Pflanzenarten gibt, die sonst eher in südlicheren Gefilden zu finden sind, hatte ich schon erwartet. Aber auch die Geologie hat überraschendes zu bieten. Am Bach entlang führt mich der Geologische Rundweg von Düdinghausen aus dem Dorf hinaus Richtung Kreuzweg. Ich genieße das Plätschern des Wassers. Mein neuer Begleiter Horst Frese freut sich über meine Aufmerksamkeit für den Bach: „Suchen Sie nach Gold? Wer viel, viel Zeit hat, kann hier wirklich was finden. Deutschlands reichste Goldlagerstätte ist keine 15 km entfernt: der Eisenberg bei Korbach. Und Gold gibt es hier an vielen Stellen in speziellen Gesteinsschichten.“

Wenig später stehen wir in einem Steinbruch. Über uns in der Felswand bilden die aufgeworfenen Schichten einen Bogen, als stünden wir vor einem zugemauerten Tunnelmund. „Hier schaut man direkt in die frühe Schöpfung hinein - ein ehrfurchtgebietender Ort. Außerdem kann man hier die Wanderung des Goldes vom Meeresgrund vor 400 Millionen Jahren bis zu uns ins Sauerland der Gegenwart nachvollziehen. Zwischendurch gab es hier übrigens mal ein 4000 Meter hohes Gebirge.“ Meeressedimente, Fossilien, Vulkanasche - wie durch die Seiten eines Buches kann man sich hier durch die Schichten des Steinbruchs blättern und in frühe Phasen der Schöpfung eintauchen.

Klaus-Peter Kappest

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