Editorial

Vor kurzem führte ich ein Interview mit dem Gastwirtspaar in einem der führenden Sauerländer Wanderhotels: mitten im Wald gelegen, familiengeführt in der siebten Generation und mit frischen, regionalen Produkten auf der Speisekarte. Auf die Frage danach, welche Gäste bei ihnen einkehren, bekam ich eine Antwort, deren ersten Teil ich erwartet hatte: Erst waren es die „Sommerfrischler“, die ihrem städtischen Alltag für zwei oder drei Wochen entfliehen wollten. Wie der Name schon sagt, kamen sie nur im Sommer, dafür für zwei bis drei Wochen. Die Sommerfrische ist inzwischen Vergangenheit. Die nächste Gästegeneration kam nur für wenige Tage: kurz hinaus aufs Land um übers – bestenfalls etwas verlängerte – Wochenende den Akku schnell wieder aufzuladen. Der zweite Teil der Antwort auf die Frage nach der Natur der Gäste überraschte mich allerdings: Die Zahl der Gäste mit längerer Aufenthaltsdauer nimmt wieder deutlich zu. Es sind die Menschen, denen kurze Anreisewege und ein möglichst wenig schädlicher ökologischer Fußabdruck beim eigenen Urlaub wichtig sind. Es wird modern, nur eine oder zwei Stunden zur Urlaubsdestination anzureisen – und das zu jeder Jahreszeit. Was für eine Chance für das Sauerland!





Auf einer Bank an einer Hütte auf dem Kahlen Pön sitzt Frau mit Hund im Winterlicht

Die Sauerländer haben – zunächst einmal vor allem für sich selbst – ein Umfeld geschaffen, in dem es sich gut leben lässt, eine echte Heimat. Die Geborgenheit und Behaglichkeit vermittelnden, sauberen Dörfer mit einheitlicher Bauordnung bilden dafür die Grundlage. Das Miteinander, Ehrenamt, Vereinsleben und einfach: „nicht schnacken, anpacken“ bauen darauf auf. Und die Sauerländer sind jederzeit bereit, ihre selbstgeschaffene Heimat mit Gästen zu teilen, um ihnen Heimat auf Zeit zu bieten. Dazu kommt die immer noch weit verbreitete, aktive Landwirtschaft mit immer mehr Selbstvermarktung und Hofläden. Frische, saubere, nachhaltig produzierte, authentische Regionalprodukte prägen die Speisekarten und können als Andenken mitgenommen werden. Alte Sorten und Rezepte werden wiederentdeckt.

Naturerlebnisse, Wandern und – dank E-Bikes – jetzt auch Radeln sind mit der Zeit zu Erlebnissen für jedermann und vor allem auch für jede Jahreszeit geworden. Der Winter ist bei Weitem nicht mehr nur die Zeit für die verschiedenen Spielarten des Skisports. Es ist deshalb nur folgerichtig, mal genau hinzuschauen, was die Sauerland-Wanderdörfer und ihre Natur insbesondere im Winter alles zu bieten haben.

Die folgenden Geschichten beschreiben lediglich Beispiele und erheben absolut keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Fast alle beschriebenen Angebote gibt es in fast jedem Sauerland-Wanderdorf. Und wer genau hinschaut, wird noch sehr viel mehr Erlebnismöglichkeiten finden. Als Fotograf ist es für mich natürlich vor allem das Licht in der Natur, das einen großen Erlebniswert hat. Wenn ich im Winter aufbreche, gehe ich auf die Jagd nach dem Winterlicht.

Klaus-Peter Kappest, 2024

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